Ausbildungsexperte mit kritischem Blick Richtung Kirche

"Viele Pfarrer übernehmen sich"

Arbeiten Pfarrer zu viel? Ja, meint Ausbildungsexperte Peter Böhlemann. In den Kirchengemeinden wird nach seiner Einschätzung eine bessere Aufgabenverteilung zwischen Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitern immer wichtiger.

Autor/in:
Holger Spierig
Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche / © Jens Schulze (epd)

Ein Pfarrer könne nicht sämtliche gemeindlichen Dienste alleine übernehmen, sagte der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der westfälischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch im Gemeindebüro dürften Stunden nicht "bis ins Unendliche gekürzt" werden.

Zur Zukunft des Pfarramts in der kirchlichen Dienstgemeinschaft wurde der Landessynode der westfälischen Kirche am Montagabend in Bielefeld ein Zwischenbericht vorgelegt, der Reformen anregt. Ergebnisse sollen in einem Jahr vorgelegt werden.

Vor Überlastung schützen

Böhlemann nennt es nötig, Pfarrer vor Überlastung zu schützen. Der Pfarrberuf biete viel Gestaltungsfreiheit für Dienstzeiten. Das führe aber oft dazu, "dass Pfarrer sich übernehmen und oft zu viel arbeiten". Die Kirche als Arbeitgeberin müsse definieren, was die Gemeinde von ihrem Pfarrer erwarten könne. Böhlemann plädierte dafür, Pfarrer bei Verwaltungsaufgaben deutlich zu entlasten. Vieles könnten Verwaltungsangestellte übernehmen, die entsprechend fortgebildet werden müssten.

Hohe Berufszufriedenheit unter Pfarrern

Böhlemann ermutigte dazu, Experimente zu wagen. So könnten größere Gemeinden eine bezahlte Geschäftsführung ausprobieren. Kein Pfarrer habe in seinem Studium gelernt, einen Gemeindehaushalt zu führen: "Warum dann nicht einen Profi anstellen, wenn es die Gemeindegröße erlaubt?"

Die Berufszufriedenheit unter Pfarrern sei aktuellen Studien zufolge sehr hoch, sagte der Experte. "Damit das so bleibt, müssen wir achtgeben, dass die gleichzeitig auftretenden Überlastungen abgebaut werden." Dafür sei Unterstützung durch Fortbildung, Coachings, Supervisionen und Begleitung nötig.