Kardinal Marx: Fortschritt muss dem Menschen dienen

"Arbeit braucht Menschen und Menschen brauchen Arbeit"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat eine soziale Gestaltung des Fortschritts angemahnt. Der Mensch dürfe nicht Material der Arbeit sein, sondern müsse immer Subjekt bleiben, sagte Marx im Bayerischen Rundfunk.

 (DR)

Es gehe nicht darum, die Entwicklung der Robotik und die Digitalisierung abzuwehren, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Radiobeitrag für die Sendereihe "Zum Sonntag" des Bayerischen Rundfunks (BR).

Aber gerade dort, wo die Digitalisierung den Bereich der menschlichen Arbeit betreffe, müsse die Frage gestellt werden: "Wie gestalten wir diesen Fortschritt so, dass er wirklich dem Menschen dient, auch langfristig?" Der Beitrag wird am 5. November um 17.55 Uhr im zweiten BR-Hörfunkprogramm ausgestrahlt.

Arbeit wichtig für Anerkennung und Teilhabe

Als Grundsatz gab der Kardinal die Losung aus: "Arbeit braucht Menschen und Menschen brauchen Arbeit." Der Mensch dürfe nicht das Werkzeug oder Material der Arbeit sein, sondern müsse immer deren Subjekt bleiben. Arbeit sei "ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens", so Marx. Sie sei nicht nur eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, sondern vor allem auch "mit Anerkennung und Teilhabe verbunden".

Wie im Umbruch zur Industrialisierung erlebe die Gesellschaft auch jetzt, im Zeitalter der Digitalisierung, eine Zuspitzung der "Frage nach Wert und Würde der Arbeit", erinnerte der Kardinal. Die Digitalisierung schaffe in vielen Bereichen berufliche Anforderungsprofile mit hoher Qualifikation, spezieller Ausbildung und komplexen Fähigkeiten. "Aber es werden auch Arbeitsplätze entfallen, die heute noch sehr anerkannt sind", gibt Marx zu bedenken.

"Entwicklung muss alle mitnehmen"

Dennoch zeigte sich der Kardinal optimistisch, dass mit der Veränderung des traditionellen Bilds von Arbeit, etwa im Bereich der Arbeits- und Präsenzzeiten, auch Vorteile einhergehen könnten. "Arbeit wird flexibler und soll so auch mehr Möglichkeiten bieten für Familien und zur Freizeitgestaltung." 

Allerdings müssten besonders jene in den Blick genommen werden, die von den Entwicklungen benachteiligt werden könnten. Dazu zählten Menschen, die nicht so gut ausgebildet und flexibel seien oder deren Fähigkeiten durch eine automatisierte Technik ersetzt werden könnten.