Caritas in Polen bereitet sich auf Flüchtlinge vor

"Ungeübtsein im Umgang mit Fremden"

Die neue Regierung baut Polen ganz offensichtlich in ein nationalkonservatives Land um. Wie die polnische Caritas in diesem Umfeld ihre Hilfe für Flüchtlinge gestaltet, erzählt Rudi Löffelsend von der Caritas-Flüchtlingshilfe Essen bei domradio.de.

Demo in Posen gegen die neue polnische Regierung  / © Jakub Kaczmarczyk (dpa)

domradio.de: Sie haben vor Kurzem Kontakt gehabt mit dem Nationaldirektor der Caritas in Polen. Mit welchen Herausforderungen hat die Flüchtlingshilfe in dem Land zu kämpfen?

Rudi Löffelsend (Caritas-Flüchtlingshilfe Essen): Polen ist wie fast alle osteuropäischen EU-Länder von einer großen Angst vor Flüchtlingen beherrscht, und das in breiten Teilen der Bevölkerung. Das liegt einfach am Ungeübtsein der Menschen im Umgang mit fremden Menschen. Das haben wir im Ruhrgebiet zum Beispiel, wo ich herkomme, gar nicht.

domradio.de: Sie hören aber in Polen auch Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen notwendig ist? Was sagt zum Beispiel die Kirche?

Löffelsend: Die Kirche hat mehrere Erklärungen pro Flüchtlinge abgegeben. Es gibt auch schon eine kleine Gruppe von Flüchtlingen, die in Pfarreien versorgt werden. Die Caritas in Polen insgesamt hat sich außerdem auf die 6.000 Flüchtlinge vorbereitet, die laut dem EU-Beschluss zur Umverteilung in Europa in Polen aufgenommen werden sollen. Die Caritas schult deshalb jetzt gerade ihre Mitarbeiter.

domradio.de: Die Regierung baut Polen ganz offensichtlich in ein nationalkonservatives Land um. Wie schätzen Sie die Entwicklung in Polen für die Zukunft ein?

Löffelsend: Die deutsch-polnische Freundschaft ist in Europa ein sehr kostbares Gut. Wir dürfen jetzt nicht mit Beschimpfungen auf die Entwicklungen in Polen antworten, sondern mit verstärktem Dialog. Ich glaube, dass ein Großteil zu diesem Dialog bereit ist. Und wenn wir auf die Flüchtlinge zurückkommen: Da müssen wir den Polen helfen, den richtigen Weg zu finden. Die Caritas in Polen hat schon einige Mitarbeiter nach Westeuropa geschickt, damit sie hier lernen, wie man mit Flüchtlingen richtig umgeht. Das ist doch schon einmal ein hoffnungsvolles Zeichen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!