Lehmann warnt vor Verführung durch Macht

Ohne Liebe ist alles nichts

Vor einer Verführung kirchlicher Amtsträger durch Macht hat Kardinal Karl Lehmann gewarnt. "Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Auch jede geistliche Vollmacht ist tief vom Machtstreben her gefährdet", sagte Lehmann am Mittwochmorgen im Fuldaer Dom.

Kardinal Lehmann in Fulda (DR)
Kardinal Lehmann in Fulda / ( DR )

Es sei immer wieder die Macht, "die uns verführt", so Lehmann vor den zu dem Gottesdienst versammelten Bischöfen. Je älter er werde, umso mehr bedränge ihn dies, "natürlich und zuerst im eigenen Tun", sagte der 78 Jahre alte Kardinal. Er rief dazu auf, immer täglich in den "Geist der Dienstbereitschaft Jesu" und in das "Tun von ihm inspirierter Liebe" einzutauchen.

Unter Bezugnahme auf Briefe des Apostels Paulus an die christlichen Gemeinden in Korinth und in Rom ging Lehmann in seiner Predigt auf das Thema des für den Mittwoch in Fulda anberaumten Studientags der Bischöfe ein. Es lautet "Gemeinsam Kirche sein. Das Zueinander der Dienste und Charismen im priesterlichen Gottesvolk". Jedes Charisma, verstanden als eine von Gottes Geist zugeteilte Gabe, sei dem Glauben der Kirche verpflichtet, so der Kardinal. Alle Dienste und Ämter hätten ihr grundlegendes Maß am "Credo der Kirche".

Auferbauung der Gemeinde

Letztlich schaffe Gott das lebendige Gefüge der Kirche, sei Jesus Christus der Grund des Ganzen, sagte Lehmann. Aber es brauche auch die, "die von diesem Fundament künden, es entfalten und weiterbauen". Die "umfassendste pastorale Kategorie für alle Dienste und Ämter" in der Kirche sieht der Kardinal in der "Auferbauung der Gemeinde".

Dieses Kriterium ächte jedes egozentrische Sich-selbst-Produzieren und jeden um sich kreisenden Individualismus. Innerstes Motiv allen Wirkens muss nach Worten des Kardinals eine Dienstgesinnung nach dem Maß und Vorbild Jesu sein. Das "letzte Maß" der "Auferbauung" und des Dienstes sieht Lehmann mit Paulus in der Liebe. Wo die Liebe fehle, nützten alle Dienste und Ämter nichts.